Peter Bendelow: Voluntary Exile

Eröffnung
Freitag
25. Mai 2007
19 Uhr

Dauer
bis
7. Juli 2007

werkstattgalerie
tam uekermann

Mainzer Str. 25
D-50678 Köln
Telefon
0221 / 32 64 33

Wegbeschreibung

Statement

Immer wenn ich mit einer Arbeit anfange, ist es wie eine Reise in ein unbekanntes Territorium - ohne Wegweiser oder Kompass. Die Objekte, die ich schaffe, werden die »Meilensteine«, sozusagen »Sie sind hier«-Referenzpunkte, die im Nachhinein eine Art Landkarte darstellen.

Der Kunstlehrer an meinem Gymnasium nannte mich den »Multi-Media Kid«, da ich ständig mit neuen Medien experimentieren wollte und musste. Ab dem Alter 17 oder 18 haben die endlosen Möglichkeiten der ungegenständlichen Arbeit mich fasziniert. Die Weichen waren gestellt und ich durfte - damals eine seltene Ausnahme - die Prüfung in abstrakter Kunst ablegen. Mein Lehrer verlangte nur eins: , dass ich arbeitete »an etwas und an Allem - arbeite nur«. Ich verdanke ihm viel und sein Spitzname für mich trifft immer noch zu. Ich benutze ihn in Abkürzung - MMK - für mein Atelier.

Ich habe immer in Serien gearbeitet, manchmal mit parallelen Themen, manchmal scheinbar zusammenhangslos. Viele Aspekte meiner Arbeit, zum Beispiel, haben mit der dunkleren Seite des Menschen zu tun: Unmenschlichkeit, Krieg und die grenzenlose Gewalt unserer Welt. Daraus ergibt sich für mich eine Betrachtungsweise, die Chaos in Ordnung und Ordnung in Chaos sucht.

P. Bendelow, Ironstone
Peter Bendelow
»Ironstone«
Serie 2000-2002
Die Kreuz-Serie sieht in dem Symbol »Kreuz« eine Ambivalenz: eine Struktur, die zwei oder vier Linien zusammenbringt aber gleichzeitig vier Quadranten voneinander abtrennt. In der westlichen Kultur, in der ich aufgewachsen bin, ist das Kreuz unausweichlich auch ein religiöses Symbol, das für Tod und sein Gegenteil steht. Verkörpern die endlosen Reihen von Kreuzen auf den Schlachtfeldern Europas und der Welt eher Ordnung oder Chaos? Und was ist deren Verhältnis zu den darunter liegenden Millionen?

Die Dauerhaftigkeit oder Vergänglichkeit der Spuren, die wir durch unserer Tätigkeit hinterlassen, ist ein Thema, das in meinen Bildern und Skulpturen ständig vorhanden ist. Die Spannung zwischen Permanenz und Wandelbarkeit lässt sich zum Beispiel in »gemachten Landschaften« ausdrucken, wo die Trennung zwischen Natur und Kunstprodukt verwischen ist. So können Natursteine aus einem Fluss als Vorlage für steinförmige Objekte aus Stahl dienen.

Zwei meiner Serien, die Bücher-Serie und die Text-Collagen, beschäftigen sich mit dem Wort, mit seiner Kraft als optisches Symbol und als Bedeutungsträger aber auch mit dem Unausgedrückten, das über die Aussagekraft des Wortes hinausgeht. Die Grenzen der Ausdrückbarkeit sind für mich ein grundliegender Bestandteil des Territoriums, das mit den spontanen Mitteln der Kreativität zu erforschen ist. Dieses Territorium ist mein Zuhause, wenn auch der Aufenthalt dort einem freiwilligem Exil gleicht.

Peter Bendelow
MMK Studio
Rougon, Alpes de Haute Provence
März 2007

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Why Cologne?

I first visited Cologne because my brother lives there. And gradually the Südstadt has become something of a second home for me. It's one of the few places where not only can I work - because I've been able to find the necessary materials and technical help - but also where I need to work. There is a resonance which I can't help but feel. It's impossible for me to spend time in Cologne and not need to create.

This comes in part, I think, from the fact that Cologne is a fine example of how people of different origins can live together - an enriching model for the rest of Europe and the world. But this requires adaptability and a willingness to open up to new ideas and experiences, which in turn calls for intelligence. Cologne is an intelligent city in this sense.

It's also a city that encourages creativity. It resonates with the contrasts and connections that fuel my creative processes. Devastation and regeneration. The past, without which creativity is insubstantial, is ever present in Cologne.

Once I'd heard the story of how certain inhabitants expressed their loathing of the tyranny they could see looming in front of them, I have a strong need, every time I'm in Cologne, to visit Merowingerstraße and Elsaßstrasse among other places to pay homage to their bravery.

I have been lucky enough to work often in Cologne and have prepared a lot of my exhibitions there, such as those in Mönchengladbach and my installations for Bonn and Chemnitz.

And there is also the river!! And Kölsch, which I really like - even if I sadly don't speak the language.
Peter Bendelow
MMK Studio
Rougon, Alpes de Haute Provence
März 2007
Warum Köln?

Ich kam zuerst nach Köln, da mein Bruder dort wohnt. Und allmählich ist die Südstadt für mich eine zweite Heimat geworden. Köln ist eine der wenigen Städte, wo ich nicht nur arbeiten kann – weil ich dort immer die notwendigen Materiale und technische Unterstützung finden konnte - sondern wo ich arbeiten muss. Die Stadt hat eine Resonanz, die mir unwiderstehlich zuspricht. Es ist mir unmöglich, eine längere Zeit in Köln zu verbringen, ohne das Bedürfnis zu haben, etwas zu erschaffen.

Zum Teil, glaube ich, hat dies etwas mit der Tatsache zu tun, dass Köln sehr schön zeigt, wie Menschen verschiedener Herkunft zusammenleben können - ein bereicherndes Beispiel für Europa und die Welt. Und nötig hierzu sind Anpassungsfähigkeit und eine Bereitschaft, sich neuen Ideen und Erfahrungen zu öffnen, welches wiederum Intelligenz verlangt. Köln ist in diesem Sinne eine intelligente Stadt.

Sie ist auch eine Stadt, die Kreativität fördert. Sie vibriert mit den Kontrasten und Assoziationen, die meine schöpferische Vorgänge stimulieren. Verwüstung und Erneuerung. Die Vergangenheit, die der Kreativität Substanz verleiht, ist allgegenwärtig in Köln.

Seitdem ich erfuhr, wie bestimmte Einwohner ihren Abscheu vor der sich anbahnenden Tyrannei ausdruckten, habe ich bei jedem Besuch in Köln ein großes Bedürfnis, die Merowingerstrasse und die Elsassstraße unter anderen aufzusuchen, um ihrem Mut zu huldigen.

Ich habe das Glück gehabt, oft in Köln zu arbeiten und habe dort die Vorbereitungen für viele meine Ausstellungen gemacht, wie z.B. die in Mönchengladbach, und auch für meine Installationen in Bonn und Chemnitz.

Und es gibt auch den Rhein!! Und Kölsch, das ich sehr genieße – auch wenn ich die Sprache leider nicht beherrsche.
P. Bendelow, Black Dogs
Peter Bendelow
Chaos-Zeichnung »Black Dogs«
gemischte Materialen auf Papier
24x32 cm, 2005

Peter Bendelow

1945
geboren in Preston, England

1963-1965
Grimsby School of Art, Lincolnshire

1965-1968
Newport College of Art, Wales

1968-1969
Cardiff College of Art, Wales

seit 1974
freischaffend tätig

seit 1989
lebt und arbeitet er in der Provence, Frankreich

seit 1992
zweites Atelier in Köln

Ausstellungen
in England, Wales, Deutschland, Frankreich, Niederlande und Malta, mit Arbeiten in privaten Sammlungen in Europa, USA, Australien und Korea.

Peter Bendelow baut zur Zeit sein neues Atelier und neue Ausstellungsräume in Rougon, Alpes de Haute Provence, auf.

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